Zukunft

Aus gewickeltem Bambusmaterial hergestelltes System für Drainagerohre und Pipelines 
Foto: Engineering Research Centre for Bamboo Winding Composites (ERCBWC)

Neue Fertigungstechnologien

Lange wurden Produkte aus Bambus als ein eher exotisches Material mit einem sehr begrenzten Spektrum von Anwendungen wahrgenommen, im täglichen Leben begegnete uns in Nordeuropa höchstens Mal ein Schneidebrett oder hier und da ein günstiges Parkett im Heimwerkermarkt.

Dies änderte sich seit 2000 rapide. Die in China neu entwickelten Fertigungstechnologien, bei denen u.a. die sehr langen verholzten Bambusfasern zuerst gewässert und dann mit einem geringen Zusatz von Phenolharzen (5-7%) mit Druck und Hitze zu Blöcken verpresst werden, haben eine ganze Reihe von neuen Materialien hervorgebracht. Die chinesischen Hersteller arbeiten dabei mit Universitäten zusammen, um einen kontrollierten Verlauf der Entwicklung sicherzustellen. In den Niederlanden ist es vor allem die Delft University of Technology, die mit einer Reihe von Studien vor allem die Umweltaspekte dieser Bambusproduktion untersucht hat.

In Peking fand vom 25.-27 Juni 2018 der erste weltweite Kongress zum Thema Bambus mit Teilnehmern aus 68 Ländern statt. Veranstaltet wurde der Kongress von der INBAR, der International Bamboo and Rattan Organisation.

Besondere Aufmerksamkeit erregte in Peking das Engineering Research Centre for Bamboo Winding Composites (ERCBWC), das eine neue Technik des "Wickelns" von Bambus entwickelt hat, die es ermöglicht, besonders langlebige und besonders starke Materialien herzustellen. Dabei werden die Bambusfasern auf riesige geheizte Stahlrollen mit bis zu 10 Meter Durchmesser aufgespult und dabei mit dem Zusatz von Harzen verdichtet. Bislang hat ERCBWC in Hohhot, Innere Mongolei, hochbelastbare Drainagerohre hergestellt, die Wickeltechnik wurde aber auch als Waggonrumpf vorgestellt, dieser befindet sich in der Erprobung. Die Flexibilität und die kohlenstoffarme Natur von Bambus, so ERCBWC, machen ihn für diesen Zweck besonders interessant. Bambus als nachwachsender, CO2 neutraler und kostengünstiger Rohstoff kann langfristig die heute verwendeten, energieintensive und vergleichsweise teuren Werkstoffe wie Stahl, Aluminium und Carbon ersetzen.

 

Aus gewickeltem Bambusmaterial hergestellter Zugwaggon 
Foto: Engineering Research Centre for Bamboo Winding Composites (ERCBWC)

Langlebig, nachhaltig und CO2 neutral

Der Aspekt "Haltbarkeit" ist besonders wichtig, da es sich vor allem um moderne, technisch ausgereifte Bambusprodukte handelt, die neu auf den Markt kommen. Der Bericht zeigt, dass Bambus aufgrund seiner schnellen Kohlenstoffspeicherung und seiner Fähigkeit, Kohlenstoff zu "verdrängen", indem er kohlenstoffintensivere Produkte ersetzt, ein sehr wettbewerbsfähiger Werkstoff für die Kohlenstoffsequestrierung ist. Der Bericht zeigt zudem, dass Bambus unter Berücksichtigung dieses Produktverdrängungsfaktors mehr Kohlenstoff speichern kann als einige Baumarten - von 200 bis fast 400 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. Die derzeitige Entwicklung neuer Bambusmaterialien und -anwendungen wird dazu führen, den Einsatz von Bambus anstelle von traditionellen, emissionsintensiveren oder nicht nachhaltigen Materialien wie Zement, Stahl, Holz und Kunststoffe in Betracht zu ziehen.

 

BMW Solar Carport South Africa
Foto: BMW

Bambus und Design

Zusammenfassend kann gesagt werden, das Bambus - neben den bereits bekannten Produkten - in der Designwelt in den nächsten 5 Jahren eine der führenden Rollen als neuer Werkstoff in neuen Bereichen einnehmen wird. Dabei wird es nicht bei dem spannend aussehenden Solar Carport von BMW Design und dem schönen Bambus-Armaturenbrett im BMW I3 bleiben.